Umbau von IFA-Schlössern

Ein wunderhübscher Artikel, der von den schwäbischen IFA-Freunden stammt - und ist - der Planwirtschaft sei Dank auch für fast alle anderen IFAs geeignet - nicht nur für Trabant - darum - sei Trabant, Wartburg oder Barkas einfach stellvertretend für alle IFA-Fahrzeuge verstanden, die unter multipler Schlössrigkeit leiden...

Dem Weltniveau wieder ein Stück näher: Ein Schlüssel zum Trabant
von Bertil Mächtle.

Wer hat sich nicht schon oft darüber geärgert, an seinem Trabant (oder Wartburg/Barkas) zwei verschiedene Schlüssel für das Zündschloß und die Türen zu haben oder bei ausgewechselten Schlössern unter drei oder gar vier verschiedenen Schlüsseln den jeweils passenden aussuchen zu dürfen. Dies muß nicht länger so sein, mit dieser Anleitung sollte es jedem Trabantfahrer möglich sein, sich individuell einen einheitlichen Schloßsatz für sein Fahrzeug selbst anzufertigen und nur noch einen Schlüssel zu besitzen.

Bis April 1967 wurde beim Trabant (beim Standard bis 1990) noch ein einfaches Zündanlaßschloß eingebaut. Es ist mit einem anderen Schließsystem ausgestattet, das nicht mit dem Türschloß (Profil 5/6, s. Abb.) kompatibel ist. Der "eine Schlüssel" ist somit nur für Fahrzeuge mit Zündanlaßlenkschloß (=Lenkradsperre) realisierbar, da hier die Schlüsselprofile identisch sind (Profil 15/16). Ab Mai 1985 wurde ein Zündanlaßlenkschloß mit Anlaßwiederholsperre eingebaut (auch im 1.1), gleichzeitig kam ein geändertes Schlüsselende zum Einsatz (Profil 25/26). Es ist mit dem bis dahin Verwendeten austauschbar, ebenso kann ein 25/26er-Schlüssel gegen einen 15/16er getauscht werden, was sich bei Schlüsselnachfertigungen anbietet, da das Schlüsselende dem Türschlüssel entspricht und sich damit die Türschlösser besser öffnen lassen. Bei Verwendung des 25/26er-Schlüssels muß oft die Gummikappe entfernt werden, um den Schlüssel überhaupt ins Türschloß einstecken zu können. Welches Schlüsselprofil ein Schlüssel hat ist an der Endziffer der Schlüsselnummer oder aus der Abbildung zu sehen.


Abb.: Schlüsselprofile am Trabant 601. Der Unterschied der Profile 5/6 und 15/16 besteht darin, daß das Profil (oder das Schlüsselende ) um 180° verdreht ist.

Zündanlaßlenkschloß:

Da der Schließzylinder aus dem Zündanlaßlenkschloß nicht ausgebaut werden kann, ist man beim Umbau an den Zündschlüssel und die Kombination der Sperrplättchen des Schließzylinders gebunden. Die Sperrblättchen gewährleisten, daß der Schließzylinder nur mit dem passenden Schlüssel verdreht werden kann. Das Zündanlaßlenkschloß bleibt deshalb beim Umbau unverändert. Für den "einen Schlüssel" muß folglich dessen Sperrblättchenkombination auf die Türschlösser und (bei der Limousine) auf das Kofferdeckelschloß übertragen werden.

Vorarbeiten:

Am Fahrzeug werden die vorhandenen Schlüsselprofile (Endziffern) verglichen. Bei übereinstimmendem Profil ( 5 und 15/25 oder 6 und 16/26) können die Schließzylinder der Türschlösser weiterverwendet werden. Andernfalls müssen zum Zündschlüsselprofil passende Schließzylinder (also z.B. bei 16er Zündschlüssel 6er Schließzylinder) besorgt werden. Das gilt auch für eventuell abweichende Kofferdeckelschlösser, da deren Schließzylinder nicht den Türschließzylindern entsprechen. Die Sperrblättchen der Schließzylinder gibt es in den Formen 1-6. Da die zahlenmäßige Kombination der Plättchen der Türschlösser fast in jedem Fall von der des Zündanlaßschlosses abweicht, müssen noch weitere Plättchen gewonnen werden, indem man sich weitere Schließzylinder besorgt und ausschlachtet.

Türschlösser:

Die Umbauanleitung geht bei den verwendeten Türgriffen hier nur von den schwarzen Plasttürgriffen und Alutürgriffen mit schmalem Griff (ab Mitte der 70er verwendet) aus, da der Umbau bei älteren Türgriffen schwieriger ist.

Zuerst werden die Türgriffe ausgebaut. Beim Plasttürgriff ist jetzt die Mutter am Formblech, das den Türknopf hält, zu entfernen. Durch Druck auf den Türknopf fällt dieser aus dem Griff heraus. Beim Alutürgriff sind entsprechend zwei Schrauben zu entfernen. Um den Schließzylinder aus dem Türknopf auszubauen muß jetzt die kleine seitliche Madenschraube herausgedreht werden (oft ist sie festgerostet und muß ausgebohrt werden). Dann kann der Schließzylinder herausgedrückt werden.

Mit einem kleinen Schraubendreher werden jetzt die 6 Sperrblättchen des Schließzylinders herausgehebelt (Druckfedern nicht verlieren). Sofern sie nicht verschlissen sind, werden sie gereinigt und sortiert.

Ermittlung der Schlüsselkombination und Einbau der Schlösser:

Das erste Sperrblättchen wird in den Schließzylinder eingeschoben (zweckmäßigerweise die mittleren Größen 3 oder 4). Dann wird der Zündschlüssel eingeschoben. Schaut das Blättchen auf beiden Seiten nicht mehr aus dem Schließzylinder heraus, so ist es das richtige und das nächste Blättchen wird eingeschoben. Paßt es beim ersten Versuch nicht, so ist mit der nächsten Größe zu probieren, solange, bis alle sechs Schließblättchen bei eingeschobenem Schlüssel im Schließzylinder verschwinden. Die Kombination wird während des Probierens notiert, denn die Schließzylinder für die anderen Schlösser werden dann nach dieser Kombination gefertigt.

Der Schließzylinder wird vor dem Einbau leicht geölt. Sobald er im Türknopf eingebaut ist, wird die Funktion des Schlosses geprüft. Es muß sich dabei mit dem Zündschlüssel um 90° leicht drehen lassen. Der Schlüssel kann beim Einstecken etwas hakelig sein, da die Zacken von Zünd- und (bisherigem) Türschlüssel nicht genau in derselben Lage liegen. Dies muß in Kauf genommen werden. Beim Einsetzen der Türknöpfe in den Türgriff ist die jeweilige Einbaulage zu beachten. Normalerweise sind die Schließzylinder der Türschlösser so herum eingebaut, daß der Prägepunkt im Schloß unten liegt. In diese Einbaulage läßt sich der Türschlüssel "richtig herum" einstecken. Da wir jedoch nach dem Umbau den Zündschlüssel für die Türschlösser benutzen, müssen die Türknöpfe um 180° verdreht eingebaut werden, da das Profil im Zündschlüssel verkehrt herum steht. Bei den Türgriffen aus den achtziger Jahren (Alu oder Plast) ist das Halteblech für den Türknopf so ausgebildet, daß dies problemlos möglich ist (ältere Türgriffe s.u.).

Umbau des Kofferdeckelschlosses bei der Limousine:

Um hier den Schließzylinder ausbauen zu können, muß das Sicherungsblech, das von einer der beiden Befestigungsschrauben des Schlosses gehalten wird, herausgezogen werden. Dann ist der Schließknopf herauszudrücken. Um den Schließzylinder auszubauen, muß der Stift für den Haken des Schlosses entfernt werden. An seiner Stelle wird nachher eine Schraube eingesetzt. Die Sperrplättchen werden anhand der am ersten Türschloß ermittelten Kombination ausgetauscht.

Ältere Türgriffe:

Der Schließzylinder wird in einer Nut im Halteblech für den Türknopf geführt. Wenn das Schloß abgeschlossen ist, ist ein Steg am Zylinder so verdreht, daß er nicht in die Nut eingreift. Der Türknopf kann dann nicht eingedrückt werden. Beim erforderlichen Drehen des Schließzylinders um 180° durch die Verwendung des Zündschlüssels liegen sich aber Steg und Nut gegenüber. Es muß also eine zweite Nut angebracht werden oder man wählt einen Schließzylinder aus den vorher beschafften Teileträgern aus, bei dem der Steg gegenüber dem bisher verwendeten Schließzylinder liegt (es gibt eine Ausführung mit Steg "oben" und eine mit dem Steg "unten".

den ganzen Beitrag im Original zu finden hier...

© ulis
aktualisiert am
26.11.02

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