Der VEB IFA Automobilwerke Werdau, Walthershausen, Ludwigsfelde

VEB Kraftfahrzeugwerke Horch, Zwickau ( 1 946-57)

VEB Sachsenring Kraflfahrzeug- und Motorenwerk, Zwickau (1957-58)

VEB SachsenringAutomobilwerke, Zwickau (1958-60)

VEB Lokomotiv- und Waggonbau, Werdau ( 1 949-52)

VEB IFA Kraftfahrzeugwerk Ernst Grube, Werdau (1952-67)

VEB IFA Automobilwerke, Ludwigsfelde (1965-91)

Der Wiederaufbau der Automobilindustrie in der sowjetischen Besatzungszone verlief in völlig anderen Bahnen als in den drei Westzonen. Da die in diesem Gebiet liegenden Werke während des Krieges aktiv an der Rüstungsproduktion beteiligt waren, wurden sie bevorzugtes Ziel der alliierten Bomberflotten. Was an beweglichen Gütern von den Zerstörungen verschont geblieben war, wurde von den sowjetischen Besatzern auf Züge verladen und als Reparationsleistung in die Heimat transportiert. Die Werke wurden entschädigungslos enteignet und in "Volkseigentum" überführt. Sie wurden zu sogenannten Volkseigenen Betrieben (VEB). So suchten viele qualifizierte Konstrukteure, u.a. aus den ehemaligen Auto Union - Unternehmen oder von dem komplett demontierten Nutzfahrzeughersteller VOMAG, ihre Chance lieber in den kapitalistisch ausgerichteten Westzonen.

Im ehemaligen Horch-Werk in Zwickau gingen die Mitarbeiter bereits 1946 daran, aus noch vorhandenen Restteilen und neugefertigten Komponenten einen Kurzhauben-Lkw in der 3 t-Klasse auf die Beine zu stellen. Der H 3 besaß zunächst Maybach-Benzinmotoren, die eigentlich für Halbketten-Zugmaschinen bestimmt waren, und wurde bis 1949 in 840 Exemplaren verkauft. Das ab 1950 gelieferte Nachfolgemodell H 3 A besaß bereits einen 80 PS leistenden Dieselmotor aus eigener Fertigung. Ab Juli 1957 lautete die Markenbezeichnung Sachsenring, und das geschwungene S zierte die Fronthaube des 4 Tonners S 4000, der 1958 die Nachfolge des H 3 S antrat. Für den 1959 erscheinenden S 4000-1 wurde die Leistung des Vierzylinder-Diesels auf 90 PS angehoben. Da das Zwickauer Werk Platz schaffen mußte für die Vorbereitung des Kleinwagens P 50, des Vorläufers des weltberühmten "Trabants", wurde die Produktion des S 4000-1 verlegt in das Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" in Werdau. Dort entstanden bis zum Produktionsende im Jahre 1967 etwa 30.000 dieser 4 Tonner-Lastwagen.


H 6 (Horch)

Seit 1952 lieferte das Werk Werdau einen eigenen Schwerlastwagen unter der Bezeichnung H 6. Er sah dem S 4000 ähnlich, doch besaß er eine längere Haube, um den 120 PS leistenden Sechszylinder-Reihen-Diesel darunter unterzubringen. Parallel dazu bot Werdau den dreiachsigen Fünftonner G 5 mit zuschaltbarem Allradantrieb. Er fand Verwendung vor allem bei der Nationalen Volksarmee, u. a. mit Kranaufbau beim Bau der Berliner Mauer. Das Jahr 1956 wurde entscheidend fur die Konstrukteure in Werdau. Bei einer Tagung des "Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe", der Wirtschaftsgemeinschaft der Ostblockländer, wurde beschlossen, daß die "DDR", so hieß der sowjetische Einflußbereich inzwischen, nur noch kleine und mittlere Pkw sowie Lastwagen bis höchstens 5 t Tragfähigkeit produzieren dürfe. Die Konsequenz für Werdau war die Produktionseinstellung von H 6 und G 5 im Jahre 1957, obwohl der H 6 noch 1958 auf der Leipziger Messe gezeigt wurde.

Die großflächigen Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften (LPG) mit ihren vielfältigen Aktivitäten benötigten dringend einen multifunktional einsetzbaren Allzweck-Lastwagen. So beauftragte der Ministerrat der DDR 1962 das IFA-Werk in Ludwigsfelde, das sich bislang mit Motorrollern einen Namen gemacht hatte, mit der Produktion eines Frontlenker-Lastwagens in der 4 t-Klasse. Am 1 . Juli 1965 lief die Fertigung des neuen W 50 in Ludwigsfelde an. Als Markenbezeichnung trug der hochbeinige Lastwagen die drei Buchstaben IFA. Die 1948 eingerichtete "IFA Vereinigung Volkseigener Fahrzeugwerke" faßte zwar alle fahrzeugbauenden Betriebe der DDR unter dem Markennamen IFA zusammen, doch waren bislang die Produkte unter den altbekannten Einzelnamen verkauft worden.

Die Antriebseinheit, ein Vierzylinder-Diesel mit 110 PS, war im Prinzip eine Weiterentwicklung des aus dem S 4000 bekannten Aggregates. 1967 erfolgte eine Umstellung auf das Direkteinspritzverfahren mit Mittenkugelverbrennung nach Lizenz der Westfirma MAN. Damit erhöhte sich die Leistung auf 125 PS.

Die W 50-Familie umfaßte eine Vielzahl von verschiedenen Aufbauvarianten, wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb. Im Export, vor allem in sozialistisch regierte Länder auf dem afrikanischen Kontinent, bewährten sich die robusten Fünftonner auch unter extremen Klimabedingungen.

Zur Leipziger Herbstmesse 1986 wurde als neuer Typ der 6 Tonner L 60 vorgestellt. Aus Kostengründen mußte die stilistisch leicht überarbeitete, aber dennoch technisch längst überholte Kabine des W 50 weiterverwendet werden. Zur Wartungsvereinfachung wurde sie jedoch kippbar konzipiert.

Unter dem Blech war allerdings fast alles neu: der Sechszylinder-Diesel, dasAchtgang-Wechselgetriebe und das Fahrwerk mit Außenplanetenachsen. Auch Rahmen, Bremsen und Lenkung wurden neu durchkonstruiert.

In den letzten Tagen der "DDR" versuchte der neue Hausherr im Ludwigsfelder Werk, die westdeutsche Firma Daimler-Benz, das vor allem im Export bewährte Fahrgestell weiterzunutzen und mit einer Kabine der LN 2-Generation auszustatten. Doch es blieb bei Prototypen. Heute ist Ludwigsfelde voll damit ausgelastet, Mittelklasse-Lastwagen aus dem Daimler-Benz-Programm in großen Stückzahlen herzustellen.

© ulis
aktualisiert am
26.11.02

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