IFA Geschichten IV.

Phänomen/ Robur

Phänomen-Werke Gustav Hiller AG, Zittau ( 1 93 1 -45)

VEB IFA Werk Phänomen, Zittau ( 1 945-57)

VEB Robur-Werk, Zittau (1957-91)

Robur-Werke GmbH, Zittau (1991)

Ein Dreirad namens "Phänomobil" war 1907 das erste Motorfahrzeug der 1888 von Gustav Hiller gegründeten Textilmaschinen- und späteren Fahrradfabrik Phänomen. Eine luftgekühlte Zweizylinder-Maschine war oberhalb des vorderen Einzelrades montiert und trieb dieses mittels einer Kette an. Bei Lenkbewegungen schwenkte die Antriebseinheit mit. Bis 1927 wurde diese Konstruktion als Lieferwagen, aber auch als Taxi zum Personentransport mit Erfolg verkauft. Es folgten leichte Paketwagen für die Reichspost mit luftgekühlten Motoren.

Der erste Lastwagen von Phänomen erschien 1936 als 1,5 Tonner. Besonderes Kennzeichen war wiederum die "Preßluftkühlung". Ein Gebläserad auf der verlängerten Kurbelwelle ersetzte eine schwere Kühlwasseranlage. Die luftgekühlten Lastwagen mit Motorleistungen von 35, 40 und 55 PS (ab 1939 auch 60 PS) wurden unter dem Namen "Granit" verkauft. Für die Wehrmacht, vor allem für Sanitätskraftwagen, lieferte Phänomen ab 1940 den Granit 1500 S, der ab 1941 auch in einer Allradversion gebaut wurde.

Nach dem Krieg wurden die in der sowjetischen Besatzungszone liegenden Phänomen-Werke in "Volkseigentum" überführt und arbeiteten als Instandsetzungswerkstatt für die Rote Armee. Erst 1950 konnten wieder die ersten Lastwagen der Granit-Baureihe 27 die Hallen in Zittau verlassen. Luftkühlung war wieder das typische Merkmal. Auch die 1952 vorgestellten Diesel-Modelle Granit 32 verzichteten auf einen Wasserkühler. Während bislang die Optik der Phänomen-Lastwagen noch den Vorkriegsfahrzeugen entsprach, erhielten die 1953 erscheinenden Zweitonner Granit 30 K und 32 ein neues Gesicht. Aus "Granit" wurde 1956 "Garant", und 1957 wurde der traditionsreiche Markenname "Phänomen" ausgelöscht. Die Firma und damit auch die Lastwagen hießen fortan ,,Robur". Auch in der Bundesrepublik wurden die luftgekühlten Haubenwagen eine Zeit lang angeboten, aber nur in geringen Stückzahlen verkauft.

Der Garant wurde 1961 durch den Frontlenker LO 2500 abgelöst. Der 2,5 Tonner besaß den auf 70 PS gebrachten Vergasermotor des Vorgängers. Erst ab 1963 gab es auch die Version LD 2500 mit Vierzylinder-Diesel und ebenfalls 70 PS. Die Allradfahrzeuge LO 1800 A fanden ihren Weg vor allem in die Hände der Nationalen Volksarmee. 1968 wurde die Front mit dem typischen Fischmaul geglättet. In der neuen Form kam 1973 der Dreitonner LO 3000 hinzu. Seitdem wurde die Baureihe kaum verändert. Nach und nach setzten sich die luftgekühlten Dieselmaschinen durch, und 1989 wurde sogar ein fortschrittlicher Direkteinspritzer-Diesel entwickelt. Nach dem politischen Umbruch brachen die innerhalb des ComeconVerbundes in Osteuropa aufgebauten Absatzmärkte des Robur-Werkes zusammen. Im Westen hingegen waren die robusten, aber technisch überholten Konstruktionen nicht konkurrenzfähig. So konnte auch eine noch 1991 unter der Typbezeichnung LD 3004 präsentierte Neuauflage mit luftgekühltem 73 PS-Deutz-Motor nichts mehr retten.

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aktualisiert am
26.11.02

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